Natur-Ansichten

Die Ausstellung Natur-Ansichten war vom 3.5.-24.9.2000 im Sommerhaus, der Begegnungsstätte der Universität Kaiserslautern, zu sehen. Sie beinhaltete Illustrationen von Katrin Peper und Druckgrafiken von Studierenden des Kunstzentrums der Uni Kaiserslautern.

Zur Ausstellung

Beobachtungen und Eindrücke aus der Natur haben schon früh sowohl Künstler als auch Wissenschaftler dazu angeregt, Naturstudien mit unterschiedlichstem Inhalt und verschiedenster Zeichentechnik zu erstellen. Wie bei Leonardo da Vinci (1452-1519) diente das grafische Festhalten dieser Eindrücke dabei nicht nur künstlerischen Zwecken, sondern vielmehr der Verbesserung der eigenen Wahrnehmung und der Dokumentation des sich dadurch ergebenden Wissens.

Die Systema Naturae (1735) von Carl von Linné beruhten unter anderem auf den botanischen und entomologischen Grafiken der Anna Maria Sibylla Merian (1647-1717). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren zeichnerische Fähigkeiten so wichtig, dass Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt (1769-1859) sie entweder selbst beherrschten oder Expeditionszeichner wie Ferdinand Bauer (1760-1826) engagieren mussten.

Im Zeitalter der Fotografie liegt der Vorzug naturalistischer Darstellungen in der detailgetreuen Reproduktion des Wesentlichen. Der Künstler filtert die ursprünglichen Informationen, indem er die redundanten oder aus Sicht der menschlichen Wahrnehmung uninteressanten Details entfernt, die interessanten jedoch betont. Technische Mängel wie fehlende Schärfentiefe, Kontraste und Farbnuancen werden dadurch umgangen.

An jedem gut illustrierten Naturführer kann man nachvollziehen, dass die Kombination von Informationsreduktion und Detailtreue nicht einen Widerspruch erzeugt, sondern eine neue, abstraktere Sicht schafft. Im Londener Museum of Natural History gab es daher noch bis in die 60er Jahre fest angestellte Künstler, die leider den allgemeinen Einsparungen zum Opfer fielen.

Die Wahl der Aquarelltechnik unterstützt die Intention einer leichten und präzisen Illustration. Im Gegensatz zu anderen Malmitteln ist Aquarellfarbe nicht deckend und erleichtert deswegen die lichtdurchlässige Darstellung zarter Blütenblätter. Auch bei hoher Wasserverdünnung, d.h. hellen Flächen, garantiert ihre feine Pigmentierung eine gleichmäßige Farbverteilung, die durch das Schichten von Farbflächen weiter verdichtet werden kann.

Katrin Peper

 

Das vergangene Wintersemester 1999/2000 stand für die Architekturstudenten im Rahmen der Lehrveranstaltungen des Kunstzentrums ganz unter dem Zeichen der Agenda 21. Die gestellten Aufgaben versuchten das weite Feld der Themen und Inhalte der Agenda 21 aufzuzeigen.

Mit künstlerischen Mitteln sollten sich die künftigen Architekten mit den komplexen Beziehungen zwischen Ökologie, Ökonomie und Soziologie auseinandersetzen. Eine Studentengruppe beschäftigte sich mit dem Thema NaturAnsichten.

Die gewählten Motive wurden mit den Mitteln des Farbholzschnittes in Druckgrafik umgesetzt. Die Ergebnisse reichen vom Lieblingstier bis hin zu abstrakten Reduktionen z.B. zum Thema Schmetterling.

Diesen eher "subjektiven" Sichtweisen der Studierenden werden in der Ausstellung Natur-Ansichten die "objektiven" Illustrationen Katrin Pepers gegenübergestellt.

Katrin Peper schreibt über die Arbeitsweise des Illustrators: Er„filtert die ursprünglichen Informationen, indem er die redundanten oder aus der Sicht der menschlichen Wahrnehmung uninteressanten Details entfernt, die interessanten jedoch betont.“

Ist die Illustration also auch eine weitere "subjektive" Darstellung? Gibt es eine "objektive" Naturansicht?

Hier ließe es sich trefflich über die beiden Begriffe "subjektiv" und "objektiv" und deren Verwendung in der Kunst und in der Wissenschaft diskutieren. Dazu und vielen weiteren angeregten Gesprächen bietet das Sommerhaus, die Begegnungsstätte der Universität, den geeigneten Rahmen.

Eckart Fest

 

Die Ausstellung wurde unterstützt durch die Gesellschaft Haus der Universität (GHU).